Energie & Klima
Hintergrundinformationen & Quellen zum Beitrag
Auch wenn es keiner mehr hören möchte: Die Klimakrise ist schon da
Beim Kampf gegen die weitere Zuspitzung der Klimakrise haben wir keine Zeit zu verlieren. Die Folgen der Erderwärmung sind drastisch.
Einige der Folgen sind:
- Viele Regionen und Länder werden nicht mehr bewohnbar sein, die Fluchtbewegungen nehmen zu
- Verteilungskämpfe und Kriege um Nahrung und bewohnbares Land drohen
- Auch unsere Region ist bereits von anhaltenden Trockenphasen und Extremwetterereignissen betroffen und wird bei weiter ungebremst steigenden Temperaturen in nicht allzu ferner Zukunft immer stärker mit den folgenden Auswirkungen konfrontiert sein:
- bereits jetzt: Gefährdung unserer Gesundheit durch Hitzebelastung im Sommer
- häufiger auftretende Naturkatastrophen, wie zum Beispiel die Flut im Ahrtal
- Zerstörung von Häusern, öffentlicher Infrastruktur und Ernten
- steigende Versicherungskosten
- Ganze Inseln und an Küsten gelegene Wohngebiete werden in Zukunft nicht mehr existieren, weil der Meeresspiegel steigt
Leider wächst, nicht zuletzt befeuert von Trump und Co., die Szene derer, die den Klimawandel leugnen.
Diese Bewegung ist Teil von anderen Verschwörungstheorien, die den Boden für den wachsenden Erfolg rechtspopulistischer Politik bilden.
Trump möchte mit seiner Politik die Förderung und damit auch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas noch einmal ordentlich ankurbeln. Die Folge: noch mehr CO2-Ausstoß, der die Erderwärmung weiter anschiebt.
Die gute Nachricht: Die Energiewende ist trotzdem in vollem Gange, und das weltweit. Wind- und Solarkraft erleben einen globalen Boom, dringend benötigte Speichertechnologie entwickeln sich gerade rasant. Smarte Technologien und gesamteuropäische Marktstrategien könnten dabei helfen, einen starken, nachhaltigen europäischen Strommarkt aufzubauen. Die gesamte Entwicklung weltweit im Bereich von Wind- und Solarkraft gibt also Hoffnung auf eine allmähliche Abkehr von fossilen Brennstoffen.
Rettet Atomkraft unser Klima?
Wie sinnvoll wäre die Wiederkehr beziehungsweise der Wiedereinstieg in die Atomkraft für Deutschland? Folgende Argumente sprechen aus jetziger Sicht dagegen:
Um die Klimaziele zu erreichen und Deutschlands Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung zu leisten, bleiben bis 2040 nur noch 15 Jahre Zeit. Doch der Bau neuer Kernreaktoren benötigt den Berechnungen von Experten und Expertinnen zufolge 15-20 Jahre. Am Beispiel von Frankreich kann man sehen, dass der Neubau auch extrem kostenintensiv wäre.
Manche Atomkraftbefürwortende setzen ihre Hoffnung auf sogenannte SMRs (Small Modular Reactors). Sie sollen schnell und kostengünstig produziert werden. De facto ist die industrielle Fertigung vieler dieser kleinen AKW bisher jedoch nur Wunschdenken und damit kommen sie für die dringend benötigten aktuellen Maßnahmen zu spät. Und außerdem verursachen die “kleinen SMRs” die gleichen Probleme bei Sicherheit, Entsorgung und Endlagerung der abgebrannten Brennelemente wie große AKWs.
Auch die betreibenden Firmen der stillgelegten Meiler winken ab: Ein „Wiedereinschalten“ von stillgelegten Meilern sei nicht möglich. Die Meiler waren nicht auf einen so langen Betrieb ausgelegt und umfangreiche sowie kostenintensive Modernisierungsmaßnahmen wären nötig, damit sie überhaupt wieder in Betrieb gehen könnten.
Sogar die Atomlobby sagt, dass es keinen Sinn machen würde, Erneuerbare Energien und AKWs gleichzeitig auszubauen, weil dies das System am Ende tatsächlich teurer machen würde. Bereits jetzt ist Atomstrom mindestens doppelt so teuer wie der Strom der regenerativen Energien.
Was bei all diesen Diskussionen um die Kosten fehlt, ist das Miteinrechnen von Ewigkeitskosten: So haben wir jetzt, Stand 2025, noch immer kein Endlager für Atommüll gefunden. Momentane Einschätzung nur für die Entscheidung des Standorts über ein endgültiges Endlager in Deutschland: Das Jahr 2074. Der atomare Müll, der über Millionen Jahre gefährliche radioaktive Strahlung von sich gibt, ist eine enorme Belastung für nachfolgende Generationen und hundertprozentige Sicherheit für die Menschen ist nicht gegeben.
Es ist anzunehmen, dass man sich durch eigene Atomkraft außerdem in neue Abhängigkeiten von Russland und China bringen würde, da ein Großteil der Brennstoffe noch heute aus diesen Ländern kommt.
Im Zuge des Ausbaus der Erneuerbaren Energien müssen in den kommenden Jahren die Netze zur Stromverteilung ausgebaut werden und Speicherformen für produzierten Strom gefunden werden. Nur so kann die Netzstabilität (z. B. bei Dunkel-Flaute durch wetterbedingte Schwankungen) gewährleistet werden. Diese Herausforderungen sind aber bewältigbar.
Leider gewinnen Verschwörungstheorien wie die Leugnung des Klimawandels immer mehr Anhänger und Anhängerinnen. Die rechtsextremen Kräfte profitieren von diesem Verwirrspiel und spielen es fleißig mit.
Zur Atomkraft sagt die Kernphysikerin Mareike Rüffer vom Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung im Spiegel: „Verglichen mit anderen Energieformen lohnt sich Atomkraft nicht. Von den neuen Meilern in Europa wird kaum einer pünktlich fertig. Die Kosten schießen dadurch in die Höhe. Auch die Mittel für den Rückbau und die Endlagerung sind erheblich und werden nicht immer berücksichtigt. Atomenergie funktioniert insgesamt nur, wenn sie staatlich und gesellschaftlich stark unterstützt wird. Und am Ende trägt die Allgemeinheit immer einen großen Teil der Kosten.“
So wie in den vergangenen Wochen seit Jahresbeginn 2025 klar wurde, dass die Rechtsextremen eine ganz eigene historische Wahrheit haben, so scheute man auch beim Kampf gegen die Windkraft im Frühling 2024 auf der Höri nicht vor Fake News zurück.
Um einen Einblick zu geben: Die Aussage, dass der von Windrädern ausgehende Infraschall gesundheitsschädigend sei, kann getrost ins Reich der verschwörungstheoretisch stark aufgebauschten Mythen eingeordnet werden.
Zum einen müssen bei den Windrädern aus dem Grund der Geräusch- und Schallerzeugung Mindestabstände zu Wohngebieten eingehalten werden. Zum anderen erzeugen auch Naturphänomene Infraschall, z. B. Wind, Sturm oder Meeresrauschen. Jeder Kühlschrank oder jede Klimaanlage (die direkt im Garten des Nachbarn installiert sein kann) erzeugt Infraschall. In dem Zusammenhang der Diskussion um den gesundheitlichen Einfluss von Infraschall ist im Übrigen der sogenannte „Nocebo“-Effekt interessant, der besagt, dass Symptome der Belastung entwickelt werden können, allein dadurch, dass ein Phänomen im Vorhinein als gesundheitsschädigend eingeschätzt wird.
Verschiedene weitere Aktionen flankierten diese Wahlkampagne der Liste „Initiative Gegenwind“ während der Kommunalwahlen 2024 mit Fake News auf der Straße: Eine Hochglanzbroschüre, die für Atomkraft wirbt, konnte bestellt werden. In einer Wahlzeitung der Liste der ausgeschriebenen Windkraftgegnerinnen und –gegner wurde ebenfalls für Atomkraft geworben und zusammen mit sogenannten Informationsveranstaltungen, auf denen Fachleute auftraten, die in der bundesweit vernetzten Szene der Windkraftgegnerinnen und -gegnern quasi herumgereicht werden, ging diese Rechnung auf: Der auf der Liste kandidierende AfD-Kandidat zog in den Öhninger Gemeinderat ein. Mittlerweile wurde er aus seiner Partei ausgeschlossen. Von außen lässt sich trotz einschlägiger Artikel in Lokalzeitungen schlecht beurteilen, warum das passiert ist. In jedem Fall hat er der Partei nicht freiwillig seinen Rücken gekehrt.
Ein weiteres Ergebnis dieses Wahlkampfs: Der Ton der politischen Auseinandersetzung hatte sich kurz vor und bis nach den Kommunalwahlen in einigen Ortschaften stark aufgeheizt bzw. gab es mitunter eine Tendenz zu Polarisierung und gegenseitiger Anschuldigung anstelle sachorientierter und fairer Auseinandersetzung. Das darf so nicht bleiben, das ist nicht die Demokratie, die wir gemeinsam leben wollen.
Quellenangaben für den vertiefenden Text:
- Atomkraft: Rückkehr mit großem Fragezeichen
- https://www.worldnuclearreport.org/Angekommen-im-Atom-LaLaLand
- https://youtu.be/39IMkjbuWWQ?feature=shared (ZDF Doku zur Endlagersuche)
- Atomkraft: Wer ist auf dem Holzweg bei der Kernenergie?
- https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Energie/Energiespeicher/speicher-fuer-die-energiewende.html
- Ausblick 2025: Ampel-Erfolge verstetigen, Versäumnisse aufarbeiten: Bundesverband Erneuerbare Energie e.V.
- Atomausstieg: Expertin warnt vor unterschätzten Aufräumarbeiten – DER SPIEGEL
- Grafik („Wie heiß darf es werden?): Z. B. hier: https://www.mimikama.org/15-grad-sind-doch-gar-nicht-schlimm/
- Das Netz der Windkraftgegner | Greenpeace
- https://www.swr.de/swraktuell/radio/fake-news-ueber-windraeder-gewisse-politische-akteure-streuen-solche-informationen-gezielt-100.html
- Infraschall von Windrädern beeinflusst Schlaf nicht
- BfS – Stellungnahmen – Häufigkeit von Krebs bei Kindern in der Umgebung von Kernkraftwerken – Studien anderer Länder
- Solar drückt die Kohle weg: Energiewende in Europa läuft
- https://www.kontextwochenzeitung.de/medien/721/luegen-zur-primetime-9982.html?pk_kwd=Ausgabe-721